Zum Freitag, 13. Mai 2022, lud der Förderverein Kino Völkerfreundschaft Merseburg e.V. die Sponsoren der 17. Merseburger DEFA-Filmtage zu einem kleinen Sektempfang in das Domstadtkino ein. Ohne die Vielzahl regionaler Sponsoren könnten die Merseburger DEFA-Filmtage nicht so stattfinden. Ihre finanzielle Unterstützung ermöglicht es uns, Filmgäste einzuladen, eine Festival-Atmosphäre in unserem Domstadtkino zu schaffen, die „große Kinowelt“ nach Merseburg zu holen. Ein kurzes gemütlichen Beisammensein, gegenseitiges Kennenlernen sollte unser Dank für diese gute, und in vielen Fällen, langjährige Zusammenarbeit sein. Im Anschluss sahen wir uns gemeinsam den neuen Film von Leander Haußmann „Stasikomödie“ an, sogar noch vor der großes Premiere in Leipzig.
In der heutigen Zeit – aber bereits mit dem Aufkommen der ersten Tonfilme - mag der Stummfilm beim breiten Filmpublikum als eine noch in den Kinderschuhen steckende Entwicklung erscheinen.
Dabei unterliegt man einer weitverbreiteten Fehleinschätzung. Bereits in den Anfangsjahren koppelte man die gerade erfundene Schallplatte für lippensynchrone Dialoge mit dem Filmbild. Da dies bei längeren filmischen Kunstwerken noch nicht ging, entschied man sich, diese Filme mit Musik zu unterlegen. Nun wissen wir nicht genau, ob die absolute Dunkelheit im Kino mit den Laufgeräuschen der Kinoprojektoren dazu führte die Atmosphäre bei solchen Veranstaltungen mit einem Pianisten am Klavier zu verbessern. Eine musikalische Begleitung der Vorführung war somit selbstverständlich.
Von Anfang an gehört die Amateurfilmrunde zum Rahmenprogramm der Merseburger DEFA-Tage.
In kleinem Rahmen wurden dabei alte 8mm- und 16mm-Schätze gezeigt und über Material, Technik, Effekte und die Umstände des Filmdrehs diskutiert. Gerade die Wirkung von Schwarz-weiß und Farbe, sowie die Beschaffung von Filmmaterial waren dabei die dominierenden Themen.
Elke Pohl hat 2016 dazu ein Buch herausgebracht: „Das DEFA-Film-Kochbuch“, Von der Leinwand auf den Tisch.
31 Filme aus den Jahren 1949 bis 1991 werden beschrieben (Inhalt, Besetzung, Regie usw.), auf kulturelle und politische Ereignisse eingegangen und erwähnt, was in dieser Zeit so gegessen und in den Filmen gekocht und aufgetischt wurde.
1949 ist das Essen in der DDR noch rationiert und so wird gekocht, mit dem was es gibt: Kartoffeln, Kraut und Möhren. Deshalb finden wir das Rezept eines Möhreneintopfes, wie er im ersten DEFA-Film, „Die Buntkarierten“, auf den Tisch kam.
Kinos prägen die kulturelle Attraktivität von Innenstädten wesentlich mit. Deshalb wurde 1957 beim Wiederaufbau der schwer kriegszerstörten Stadt Merseburg in das Gebäudeensemble der heutigen König-Heinrich-Straße auch ein neues Kino integriert, das sogar eine damals hochmoderne Visionsbar vorweisen konnte. Tausende Merseburger machten im Kino „Völkerfreundschaft“ ihre ersten Filmerfahrungen, lachten und liebten mit ihren Filmhelden oder fanden selbst ihre große Liebe.
2022 hoffen wir, dass wir, der Förderverein Kino Völkerfreundschaft Merseburg e.V., die jährlichen Merseburger DEFA-Filmtage wie geplant an einem Wochenende im Juni durchführen können. Wir haben das Wochenende 10. bis 12. Juni 2022 vorgesehen. Dann dürften die Temperaturen die Erscheinungen der Corona-Pandemie zurückgedrängt haben und vielleicht können im Domstadtkino, hygienebedingt, wieder alle Plätze besetzt werden. Programmseitig werden wir alles unternehmen, um wie in den vergangenen Jahren viele Bürgerinnen und Bürger aus der Stadt Merseburg und ihrer näheren und weiteren Umgebung in das Kino zu locken.
Damit sich alle DEFA-Film-Interessierten schon jetzt den Termin freihalten, soll es heute erste Informationen zu den ausgewählten Filmen und eingeladenen Gästen geben.
Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, wie erstaunt Dieter Mann war, dass der Saal 1 im Domstadtkino bis auf den letzten Platz besetzt war und ihm so viel Sympathie entgegengebracht wurde. Wir hatte für die Eröffnung den DEFA-Film „Glück im Hinterhaus“, nach dem Roman von Günter de Bruyn „Buridans Esel“, ausgesucht. Ein Film, den nicht nur ich gern mochte – zumal mir die Bibliothek, in der Dieter Mann als Bibliothekar arbeitete, sehr bekannt war/ist, denn dort hatte ich mir als Kind die ersten Bücher ausgeliehen. Dieser Film ist für mich ein klassisches Beispiel, wie durch angebliches „Nichts tun“ viel gesagt bzw. ausgesagt werden kann. Ich denke dabei vor allem daran, wie Dieter Mann als Karl Erp zum ersten Mal die Treppe in dem besagten Hinterhaus zu seiner jungen Arbeitskollegin, die seine Geliebte wird, hinauf geht. Es passiert nichts, er geht nur sehr langsam hinauf, aber jede und jeder im Kinosaal kann diese Situation nachfühlen, er begibt sich aus seinem bisherigen Leben hinaus, fängt als Mann von Mitte vierzig, der bereits viel erreicht hat, etwas Neues, ihm völlig unbekanntes an. Da gibt es Zweifel, aber auch den Drang nach dem Neuen, Unbekannten. Und all das lässt sich in dieser Szene so wunderbar nachvollziehen.
Erstaunt war ich doch, einige, wenn auch recht wenige DEFA-Filme gibt es nur auf der 35mm-Rolle. Das bedeutet, nur noch Kinos, die ihre alte Technik noch besitzen, können diese Filme zeigen. Zum Glück verfügt das Domstadtkino nicht nur über diese Abspieltechnik, im Kino arbeitet Herr Diestel, der diese Technik beherrscht und zusammen mit Andreas Möhwald diese Filme zur Vorführung vorbereitet. So richtige traditionelle Kinostimmung tritt ein, wenn die einzelnen Rollen nicht mehr geklebt werden dürfen, da die Abklebestreifen schon so kurz sind. Dann gibt es halt eine kurze Pause, die unproblematisch und kreativ durch unsere Gäste und das Publikum zum Austausch genutzt wurde.
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